Generalinspekteur würdigt 70 Jahre Fallschirmjäger-Magazin

ddf 2021

Von der Versöhnung mit den Kriegsgegnern bis zum Einsatz in Afghanistan

Deutschlands älteste Militärzeitschrift, das Magazin „Der Deutsche Fallschirmjäger“, besteht stolze 70 Jahre – ein weiteres Jubiläum, das wegen der Pandemie nicht gefeiert werden kann. Doch der ranghöchste Leser hat es gewürdigt: „Die Zeitschrift verbindet in einzigartiger Weise Tradition und soziales Engagement mit den aktuellen Leistungen und unschätzbaren Beiträgen der Fallschirmjägertruppe für die Sicherheit Deutschlands und seiner Verbündeten“, lobt General Eberhard Zorn, der Generalinspekteur der Bundeswehr, das Medium in einem Grußwort.

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Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, ist der ranghöchste Leser des Fallschirmjäger-Magazins.                                        Foto: Bundeswehr

„Neben den Berichten über die Leistungen der aktiven Truppe und der Reserve schätze ich die kontinuierliche Berichterstattung über den Austausch mit unseren internationalen Partnern. Auch wenn hier neben gemeinsamen Übungen häufig Sportveranstaltungen und Sprungvorhaben mit geselligen Anteilen im Vordergrund stehen, geht diese Initiative auf das Bestreben nach aktiver Versöhnung zwischen ehemaligen Feinden kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zurück. Das dürfen wir nicht vergessen“, schreibt der General weiter. „Ich selbst bin seit vielen Jahren Mitglied des Bundes Deutscher Fallschirmjäger und verfolge seit meiner Zeit als Brigade- bzw. Divisionskommandeur bis heute aufmerksam die Debatten und Diskussionen, die durch die Beiträge im Magazin angestoßen und mitgestaltet werden.“

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Die Titelseite der Erstausgabe vom Dezember 1951.            Repro: mic

Die Zeitschrift steht auch symbolisch für Deutschlands Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg: vom mühsamen Wiederaufbau und der Versöhnung mit den Nachbarn bis hin zu Wohlstand und Wiedervereinigung in einer damals kaum vorstellbaren langen Friedensperiode. Die erste Ausgabe umfasste nur zwölf eng beschriebene Seiten mit wenigen Schwarz-Weiß-Fotos und kostete 50 Pfennig – Herausgeber war zunächst der „Bund ehemaliger deutscher Fallschirmjäger“, weil es eine Bundeswehr noch gar nicht gab. Erst mit deren Gründung starteten die meisten anderen deutschen Militärzeitschriften.

Ab der Ausgabe 9/1957 fällt dann das „ehemaliger“ weg: Die Landeskameradschaft Saarland hatte mit Hinweis auf die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht erfolgreich für die bis heute gültige Bezeichnung plädiert. Die erste Ausgabe war kurz vor Weihnachten 1951 als Nachfolger des provisorischen Mitteilungsblatts „Die grünen Teufel“ erschienen. Bewegende Berichte sind zu finden in diesen ersten Jahren DDF, zum Beispiel über den im Kampf erblindeten Feldwebel Erich Schmidt vom Fallschirmjägerregiment 1. Der Drahtseil-Artist aus Lübeck ließ sich von seinem schweren Schicksal nicht besiegen, begann mit ungeheurer Energie wieder von vorn und bildete sich mühevoll zum Parterre-Akrobaten aus. „Es ist unsere Pflicht, den Kameraden Schmidt überall für Vorführungen zu empfehlen.“

Die Versöhnung über den Gräbern mit den ehemaligen Feinden wird von Anfang an großgeschrieben. Und zunächst stehen die Vermisstensuche und die Sorge um die Hinterbliebenen und Schwerverwundeten im Mittelpunkt. Der Krieg ist ja erst knapp sieben Jahre vorbei, die Wunden sind noch tief. Jedem Heft liegt eine Suchliste mit ungezählten Namen und Fotos meist junger Männer bei. Eindringliche Zeilen schilderten das harte Leben von Witwen und Waisen und Männern, die noch immer in Kriegsgefangenschaft sind. Erst um die Jahreswende 1955/1956 gelingt es Bundeskanzler Konrad Adenauer, die letzten knapp 10.000 deutschen Soldaten aus Russland heimzuholen.

„Ein Hauptanliegen aus den Gründungsjahren des BDF war beispielsweise der Suchdienst für vermisste Kameraden aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Rubrik existiert im Magazin ,Der Deutsche Fallschirmjäger‘ bis heute. Tausende Schicksale konnten über die letzten 70 Jahre durch die gegenseitige Unterstützung der Leserschaft aufgeklärt werden. Und trotzdem gibt es jedes Jahr neue Anfragen, heute vornehmlich von der Enkelgeneration, der das Schicksal ihrer Angehörigen keine Ruhe lässt“, stellt General Zorn in seinem Grußwort fest.

Bei allem Schrecken blitzt aber in den ersten Jahren immer wieder der Stolz durch, der Elite der Fallschirmjägertruppe angehört zu haben. Eben-Emael, Kreta, Monte Cassino oder Gran Sasso sind schon damals die Stichworte – zahlreiche Zeitzeugen lebten noch, die breit darüber berichten konnten. Die alten Ausgaben spiegeln ein spannendes Stück Zeitgeschichte wider. Die Autoren haben keine Angst anzuecken – als Ewiggestrige zeigen sie sich dabei nicht. So treten sie massiv für die Wiedervereinigung Deutschlands ein, beziehen mutig Stellung in der Starfighter-Absturzkrise oder lehnen die eine Zeitlang geforderte Beteiligung deutscher Truppen am Vietnamkrieg energisch ab. Die Menschen in der DDR nicht zu vergessen, das war ein wichtiges Anliegen der damaligen Herausgeber. Sie würden deshalb über heutige Beiträge ehemaliger Fallschirmjäger der DDR aus Stendal oder Berlin staunen. Auch das hätten sich die Gründerväter von 1951 gewiss nicht vorstellen können: dass auf Seite 14 der Jubiläumsausgabe eine Frau Hauptfeldwebel als Autorin vom Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit aus Celle berichtet.

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(Immer nah an der Truppe: Der DDF-Chefredakteur Helmut Michelis.  Foto: Hans-Joachim Oehler)

Legt man die Ausgaben nebeneinander, so hat sich viel geändert. Die Mitarbeiter der ersten Stunde hätten es sich nicht träumen lassen, in welch attraktivem Layout, mit welch hoher Druckqualität und sogar vierfarbig der Verlag Rotabene in Rothenburg ob der Tauber das Magazin heute produziert. Zugleich hat sich der Inhalt verändert, dem BDF-Präsidenten Generalleutnant a.D. Hans-Werner Fritz folgend, der zu seiner Amtsübernahme im Januar 2017 betonte: „Unsere Satzung gibt uns als wesentliches Ziel vor, die aktive Truppe zu unterstützen. Wir sollten dies mit allen Kräften im Sinne wohlverstandener ,Lobby-Arbeit‘ tun; dies trifft auch die Erwartung der Truppe.“

Treu geblieben ist der DDF historischen Beiträgen, soweit das nach dieser langen Zeit mit schwindenden Zeitzeugen noch möglich ist. „Dazu stehen wir“, sagt der Chefredakteur, Oberst d.R. Helmut Michelis. „Die Erinnerung an blutige Schlachten wie um Kreta oder Monte Cassino darf nicht einfach verdrängt werden. Daraus lernen können wir schließlich nur, wenn wir analytisch und mit gebotener Distanz, aber mit Respekt vor den Kriegsopfern aller Seiten diese düstere Epoche immer wieder neu beleuchten.“ Diese Lektüre sei auch den jungen Angehörigen der Bundeswehr zur Orientierung empfohlen.

„Der Deutsche Fallschirmjäger“ biete „eine hervorragende Plattform zum Austausch über Generationen- und Dienstgradgrenzen hinweg und ist ein wichtiges Bindeglied zwischen aktiver Truppe, Reservisten und Veteranen“, stellt auch der Generalinspekteur fest. Die Berichte über den Einsatz in Afghanistan, die Unterstützung in der Pandemiebewältigung und während der Hochwasserkatastrophe zeigten: „Auf die Bundeswehr ist Verlass. Auf die Fallschirmjägertruppe ist Verlass, besonders dann, wenn es richtig gefährlich wird. Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.“

(Strichzeichnungen mit Humor – zeitgemäße Eigenwerbung für den DDF in den Anfangsjahren. Repro: mic)

Das Grußwort des Generalinspekteurs im Original. Hier der Link:

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(Titelbild: Der DDF 2021. Repro: mic)

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