Zur Leistungsschau der Truppe und ihrer Reservisten wurde am 2. Oktober die erste öffentliche Großveranstaltung der Bundeswehr in Nordrhein-Westfalen: Rund um das malerische Renaissance-Schloss Rheydt konnten sich mehr als 1000 Besucher an einem attraktiven Doppelpack erfreuen: dem „Tag der Begegnung mit der Bundeswehr“ und dem zeitgleichen „37. Internationalen Mönchengladbacher Militärwettkampf“.
Was Reservisten leisten, erlebten die Besucher bei einem großartigen Auftritt der Big Band des Reservistenmusikzuges Rheinland, der beeindruckenden Fahrzeugschau der RAG Militärkraftfahrzeuge Rhein-Ruhr und einer ungewöhnlichen „Modenschau“ der Kreisgruppe Köln: Sie präsentierte historische und aktuelle Uniformen aus 66 Jahren Bundeswehr. Im Innenhof stellte sich auch das örtliche Kreisverbindungskommando um Oberstleutnant d. R. Roland Beeten vor, das in der Pandemie monatelang engagiert das Mönchengladbacher Gesundheitsamt unterstützt hatte. Und nicht zuletzt zeigten die deutschen Reservisten unter den 160 Wettkämpfern aus sechs Nationen, dass sie mit den Aktiven mehr als mithalten konnten.
An diesem Samstag war das Schloss wohl der sicherste Platz in ganz Deutschland: 350 Polizisten, Soldaten und Rettungskräfte waren vor Ort, dazu landete erstmals der neue Rettungshubschrauber LUH SAR, der Nachfolger des legendären „Teppichklopfers“ Bell UH-1D, in der Stadt und wurde zum beliebtesten Fotomodell des Tages. Der neue Kommandeur des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen, Brigadegeneral Dieter Meyerhoff, und VdRBw-Vizepräsident und Landesvorsitzender Oberstleutnant d.R. Wolfgang Wehrend freuten sich besonders, wie gut und selbstverständlich wieder die zivil-militärische Zusammenarbeit (ZMZ) klappte: So betrieben das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz die beiden Wettkampfstationen Hindernisbahn und Erste Hilfe, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hatte eine ABC-Abwehr-Prüfung vorbereitet. Unter den 40 Teams war das Kreisverbindungskommando Heinsberg für ZMZ beispielhaft: Es startete mit zwei Reservisten, einem Polizeibeamten und einem Feuerwehrmann.
Die Wettkämpfer lernten das Schloss aus ungewöhnlicher Perspektive kennen: mal tief unten im nicht öffentlichen, recht gruselig wirkenden Teil der Katakomben, mal hoch oben von einem Kletterturm auf der Turnierwiese aus – zwei der insgesamt 15 Aufgaben, denen sie sich stellen mussten. „Köpfchen, Kraft und Kondition“ waren wieder gefordert: Auf Station 1 stellten zwei „Radioreporter“ neugierige Fragen zu NATO und Sicherheitspolitik, was erste Punkte brachte. Über den Hindernisparcours war zu viert ein 120 Kilogramm schwerer Baumstamm zu schleppen, beim anschließenden Eilmarsch und dem Soldaten-Fitness-Tool galt es langen Atem zu beweisen.
Die Gruppe italienischer Fallschirmjäger aus Triest, die mit 1200 Kilometer die weiteste Anreise hatte, lobte das internationale Flair beim IMM, dem größten und ältesten regelmäßig durchgeführten militärischen Vielseitigkeitswettkampf in Europa, was Hauptmann der Reserve Markus Stops, der IMM-Leitende, gerne hörte. Schließlich sei das Brückenbauen über die Grenzen das Hauptziel des traditionsreichen Wettkampfs. „Dem einstigen Schlossherrn Otto von Bylandt hätte diese schöne Fortsetzung der militärischen Tradition sicherlich gut gefallen“, meinte Bezirksvorsteher Ulrich Elsen (SPD) während der Einweisung der Ehrengäste im Herrenhaus des Schlosses durch Meyerhoff und Stops. Günter Krings, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, und der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Klenner testeten in einer Wettkampfpause die Biathlon-Schießanlage mit umweltfreundlichen Lasergewehren – Punktsieger wurde der Obergefreite der Reserve Klenner. Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Gülistan Yüksel und eine Delegation der FDP unter Leitung des Landtagsabgeordneten Andreas Terhaag schauten sich interessiert die Wettkampfstationen an.
Bei der Siegerehrung am Abend, schwungvoll moderiert von Oberst Detlef Konrad Adelmann, dem stellvertretenden Kommandeur des Landeskommandos, überreichten die Erste Bürgermeisterin Josephine Gauselmann und Brigadegeneral Dieter Meyerhoff die Pokale, drei faustdicke Überraschungen inklusive: Der Ehrenteller von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer für den Gesamtsieg ging diesmal nicht an Soldaten, sondern mit hauchdünnen drei Punkten Vorsprung an vier Polizeibeamte aus Münster, gefolgt von Reservisten aus dem hessischen Marbach. Das beste ausländische Team stellte diesmal nicht der Favorit, die dänische Heimwehr, sondern die niederländische Reserve aus den Haag. Und der Pokal der Wertungsgruppe „Aktive Bundeswehr“ blieb in Mönchengladbach: Ihn holte ein Team des Zentrums Kraftfahrtwesen aus dem Ortsteil Rheindahlen.
Das Landeskommando und die Kreisgruppe Niederrhein haben bereits den 38. IMM im Visier. General Meyerhoff gab zum Abschluss der Siegerehrung das geplante Datum bekannt: Samstag, 1. Oktober 2022.