Mit Sorge betrachten vor allem deutsche Hilfsorganisationen den militärischen Rückzug aus Afghanistan. Derzeit sei jeder dritte Einwohner auf humanitäre Hilfe angewiesen, fast zwei Millionen Kinder unter fünf Jahren litten an Unterernährung, und die harten Auswirkungen der neuen politischen Unsicherheit, der grassierenden Dürre und der ungebremsten Pandemie raubten ihnen bereits jetzt Bildungschancen. Umso wichtiger sind langfristig angelegte Projekte wie die von „Lachen Helfen e.V.“, der Initiative von Soldaten und Polizisten, speziell für die Kinder am Hindukusch: zum Beispiel Schulen, medizinische Betreuungseinrichtungen oder Waisenhäuser.
Die Initiative mit Sitz in Düsseldorf hat zahlreiche Projekte in Afghanistan verwirklicht, zurzeit geht es um die Renovierung und den Ausbau einer Jungen-Oberschule und ein Waisenhaus in der Hauptstadt Kabul. „Wir haben einen Weg gefunden, um die beiden Projekte über die deutsche Botschaft in Kabul sicher zu Ende zu führen“, berichtet der Vereinsvorsitzende Roderich Thien. Der Oberstleutnant d.R., der selbst mehrfach in Afghanistan war, betrachtet den Truppenabzug mit großer Sorge. Andererseits hätten alle Hilfsaktionen des Vereins seit 2002 in Afghanistan bis heute Bestand. „Das ist ein Beweis für die Nachhaltigkeit. Wir haben also die Hoffnung, dass unser Engagement nicht vergeblich ist, sondern auch weiterhin Wirkung zeigen wird.“
Massive Spendenausfälle durch Corona und die Entwicklung in Afghanistan trüben bei Roderich Thien und seinen Mitstreitern ein wenig die Vorfreude auf ein besonderes Ereignis: Nur noch ein halbes Jahr, dann kann „Lachen Helfen“ endlich das durch die Pandemie verzögerte 25-jährige Bestehen feiern. Das verspricht der langjährige Vorsitzende. Am 26. Oktober 2021 werde mit einem Festakt für geladene Gäste in der Koblenzer Falckenstein-Kaserne das Jubiläum gewürdigt, vorsichtshalber mit Blick auf das Virus in einem immer noch recht bescheiden geplanten Rahmen.

Klein hatte es damals auch auf dem Balkan angefangen: „Lachen Helfen“ war da noch die „Privatinitiative deutscher Soldaten zur Hilfe von Kindern in Kriegs- und Krisengebieten“ und war unter dem Eindruck der teils erschütternden Erlebnisse bei den frühen Auslandseinsätzen der Bundeswehr gegründet worden, damals bei der Eindämmung des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien. Es begann exakt am 27. März 1996 unter dem Motto „Teddybären für die Krajina“ – deutsche Soldaten wollten dem Elend der Menschen nicht mehr länger tatenlos zusehen. Vor allem durch seine Projekte auf dem Balkan – in Kroatien, in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo – wurde der Verein schnell bundesweit bekannt. Kinder, die Schwächsten aller Betroffenen, standen sofort im Mittelpunkt der spontanen Hilfe. Seit 2009 sind auch Polizisten bei Lachen Helfen e.V. dabei. Unter dem Motto „Damit Frieden Zukunft hat“ finden sich heute viele Freunde, Helfer und insbesondere Sponsoren bereit, die humanistischen Ziele dieses gemeinnützigen Vereins zu fördern. „Lachen Helfen“ hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Hilfsorganisationen: Seine Repräsentanten kommen als Soldaten oder Polizeibeamte auch an Orte, die für zivile Helfer zu gefährlich oder zu abgelegen sind. Außerdem können sie unmittelbar und über einen langen Zeitraum die Planung, Umsetzung und Fertigstellung von Baumaßnahmen begleiten, so dass kein gespendeter Euro in dunklen Kanälen versickern kann.
Die Vereinsmitglieder freut es besonders, dass ihr Engagement jetzt „passend zum Jubiläum“ den Sonderpreis für Frieden und Sicherheit in Europa 2020 von CiDAN erhalten hat. Die Abkürzung CiDAN steht für den französischen Verband „Civisme Défense Armée Nation“ (Gemeinsinn, Verteidigung, Armee, Nation), der zusammen mit dem interparlamentarischen Europäischen Verband für Sicherheit und Verteidigung diese hohe Auszeichnung vergeben hat.
Zum Jubiläum wird auch die rund 120-seitige Chronik in Buchform fertiggestellt sein, die unter anderem Grußworte von Bundesverteidigungsministerin Dr. Annegret Kramp-Karrenbauer und von Bundesinnenminister Dr. Horst Seehofer enthält. Nachzulesen sein wird außerdem eine Zwischenbilanz nach einem Vierteljahrhundert ehrenamtlichen Engagements: Bei Einsätzen in 18 kriegsgezeichneten Ländern wurden unter anderem 62 Schulen, 14 medizinische und soziale Einrichtungen sowie 15 Waisenhäuser und Flüchtlingsunterkünfte errichtet. Rund 250.000 Kindern seien so wieder ein Lachen und eine Zukunftsperspektive geschenkt worden, vermutet Roderich Thien, was aber vermutlich noch viel zu niedrig angesetzt ist. Denn die über die vielen Jahre hinweg in Kliniken behandelten oder durch Hilfslieferungen geretteten Mädchen und Jungen sind zum Beispiel nicht oder nur im Ansatz in den Statistiken erfasst worden.
In der Chronik, die die Arbeit von „Lachen Helfen“ mit vielen Fotos und Geschichten exemplarisch darstellen wird, stellt sich auch „Benni der Bär“ vor – in Anlehnung an das Ursprungsmotto „Teddybären für die Krajina“. Benni hält eine bunte Blume in seinen Tatzen, wie sie in den Gründerjahren auf dem Balkan ein kleiner Junge dankbar einem deutschen Soldaten überreicht hat.
Nach der Corona-Zwangspause, die leider auch viele Benefiz-Veranstaltungen zugunsten von Lachen Helfen unmöglich gemacht hat, soll es schnell wieder wie gewohnt weitergehen, verspricht der für die Umsetzung von Hilfsprojekten zuständige stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Hanakam: „Kinder in Kriegs- und Krisengebieten wie in Mali, in der Ukraine, auf dem Balkan oder in Georgien, so unser Vereinsziel, sollen trotz allen Elends weiterhin neue Hoffnung schöpfen dürfen.“
Teddybär Benni wirbt für „Lachen Helfen“, hier hochsymbolisch: Er lässt einen Drachen steigen – ein traditioneller Volkssport in Afghanistan, der Kindern unter der Terrorherrschaft der Taliban streng verboten war.
Zum Titelfoto:
Feierliche Übergabe der Jungenschule in Kabul.
Alle Fotos: Archiv Lachen Helfen e.V.