Wehe, wenn der Luhsof landet

Der Hubschrauber H145M LUH SOF für die Bundeswehr-Spezialkräfte ist umbenannt worden. Diese Nachricht hat militär- und luftfahrtinteressierte Kreise regelrecht elektrisiert. Endlich! Andere Nationen hätten dieser schnellen und wendigen Maschine von Anfang an einen angemessenen Kampfnamen verpasst. „Panther“ vielleicht, oder, weil sich der Heli doch auch bei tiefster Dunkelheit aus der Luft fast lautlos an ein Terroristennest heranpirschen kann: „Nachtfalke“. Oder, damit es noch abschreckender klingt: „Aero-Titan“ nach dem gleichnamigen gefürchteten Flugsaurier.

Nein, so etwas wäre nicht typisch Bundeswehr: Der geile Spezialkräfte-Drehflügler heißt jetzt neuerdings MBB BK-117 LUH SOF. Hä, wie? Nun, das hat mit dem Hersteller zu tun: MBB = Messerschmitt-Bölkow-Blohm hatte das Modell einst gemeinsam mit dem japanischen Unternehmen Kawasaki entwickelt. Dann wurde MBB von Eurocopter übernommen, was aber eigentlich heute Airbus ist, also zwischendurch EADS hieß. Oder so ähnlich. Unserem LUH SOF hilft das leider nicht wirklich.

Wahrscheinlich will es an dieser Stelle keiner wissen. Aber „Zur Lage“ ist schließlich ein Bildungsportal: LUH SOF steht für „Light Utility Helicopter Special Operations Forces“, also „Leichter Mehrzweckhubschrauber für Spezialkräfte“: Das hätte in früheren Zeiten demnach eher mit „LeMeHu SpezKr“ abgekürzt werden müssen. Dieser LeMeHu bekommt übrigens gerade ein Brüderchen: einen Rettungshubschrauber. Der wiederum heißt neuerdings offiziell MBB BK-117 LUH SAR, was wiederum für das internationale „Search and Rescue“ („Suche und Rettung“) steht. Also kurz ein Luhsar. Nicht Looser. Da muss man bei der Aussprache gut aufpassen.

Schwindelig gespielt? Nun, wenn es eine solide Konstante in 65 Jahren Bundeswehr gibt, dann ist es ihr Aküfi, ihr Abkürzungsfimmel. Er hat vermutlich mit Geheimhaltung und Verwirrung des Gegners zu tun – eine andere Erklärung fällt schwer – und ist ein absolut bewährtes Erfolgsmodell. Und da bloß nichts (!) mit der einstigen Wehrmacht zu tun haben darf, wird es gleich wieder ein wenig komplizierter: Eine PzDiv, die Panzerdivision, könnte ja sonst einfach mit PD abgekürzt werden oder ein Fallschirmjäger statt mit FSchJg mit FJ.

Unser Kampfhubschrauber „Tiger“ hätte beinahe „Uhu“ geheißen, wie putzig. Uhu war von UnterstützungsHUbschrauber abgeleitet, auch so ein Nur-nicht-auffallen-Begriff für ein panzerbrechendes Powerpaket. Kampf? Igitt. Zum Glück scheiterte bei diesem deutsch-französischen Gemeinschaftsprojekt der niedliche Uhu am hartnäckigen Widerstand der pathetischeren Pariser Partner.

Die Kölnische Rundschau hat den Aküfi vor einigen Jahren mal anlässlich eines Appells in Gelsdorf genüsslich aufgespießt, als das Zentrum für Nachrichtenwesen dem Streitkräfteunterstützungskommando der Bundeswehr unterstellt wurde, also das ZNBw dem SKUKdo. In der dort ausgeteilten MiP (Mitteilung an die Presse) sei zu lesen gewesen: „Wir wollen die Voraussetzungen für eine Leistungssteigerung des MilNWBw verbessern, indem wir das ZNBw, zusammen mit dem KdoStrat Aufkl, dem AGeoBw und dem ZOpInfo in eine truppendienstliche Verantwortung beim SKUKdo geben und damit unter dem organisatorischen Dach des Führungskommandos der SKB vereinen, das ohnehin querschnittliche Einsatzunterstützung für die Streitkräfte leistet.“ Merkwürdig. Was ist daran nicht zu verstehen? Der Journalist hatte wohl nich jedient.

Apropos Aküfi: Früher war der LfzEloInstMechMstr, der Luftfahrzeugelelektronikinstandsetzungsmechanikermeister, einer der Stars. Inzwischen wird alles immer mehr in NATO-Englisch verknappt: Das JFST = Joint Fire Support Team war doch früher mal sowas wie der Fliegerleitoffizier oder der Artilleriebeobachter. Mein aktueller Liebling ist aber schon deutsch, nämlich das Ausb/ÜbZLbwglk. Natürlich, Sie wussten es: Das steht für das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit in Celle. Wehe, man will den Kameradinnen und Kameraden dort schnell eine E-Mail zusenden. Da heißt es hellwach auf die Tastatur tippen! Genauso wie bei der Stabsabteilung Technik/Schutz des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen in Pfullendorf: AusbZSpezlOpTOffzTechnikSchutz@bundeswehr.org

Klar, dass es daraufhin eine eigene Liste militärischer Abkürzungen geben muss, eine LiMilAbkBw, also einst die ZDv 64/10. Sonst könnte man ja das BAAINBw mit dem BAIUDBw verwechseln. Oder gar mit dem BAPersBw! Diese Abkürzungen auflösen? Nein, KePlMe = kein Platz mehr!

Machen wir’s also kurz: Es ist doch schön, dass die Bundeswehr zumindest in einem Bereich gar keine Probleme mit ihrer Tradition hat!

 

Zum Foto:

Heißt jetzt ganz anders, ändert aber an der Weltlage nichts: Ein MBB BK-117 LUH SOF setzt, noch als H145M LUH SOF, schneidig deutsche Fallschirmjäger ab. Foto: mic

 

1 Kommentar zu „Wehe, wenn der Luhsof landet“

  1. Die Umbenennung ist ein ganz billiger Taschenspielertrick des Luftfahrtamtes der Bundeswehr (LufABw). Der Airbus H145 LUH SOF hat mit der MBB 117 nichts mehr zu tun. Sie ist technisch ganz anders. Aber so kann sich das LufABw einige Zulassungen ersparen.
    Wäre interessant zu wissen, was Airbus dazu sagt. Der Vergleich dieser neuen, mordernen Maschine mit der alten MBB 117 hinkt und ist einfach falsch.
    Selbst die Piloten beim Hubschrauberregiment 64 (HSG 64) können bei soviel Unsinn nur mit dem Kopf schütteln.
    Kurz gesagt, um sich Aufwand zu ersparen, hat das LufABw aus einer top-modernen Maschine den Nachfolger eines alten Vogels gemacht, der im Jahre 1979 entstand. Ergo hat die Bundeswehr „wieder einmal“ veraltetes Gerät erworben. Anstelle auf die Erfolgreiche Nutzung und die Fähigkeiten dieses weltweit verbreitetet, modernen Hubschraubers zu verweisen, setzt hier der Papiertiger an. Weil es so einfacher ist. Übrigens ist die Bundeswehr der einzige Nutzer, der auf MBB 117 setzt. Bbei den internationalen Kunden, der Polizei, Rettungsdiensten (ADAC & Co.), etc., nutzen alle die Bezeichnung H145.

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