Interview mit dem Bundesvorsitzenden des Bundeswehr-Sozialwerk e.V. Oberst a.D. Peter Dormanns
Herr Dormanns, das Bundeswehr-Sozialwerk wird in diesem Jahr 60 Jahre! Konnten Sie diesen Geburtstag gebührend feiern?
Unsere Gründung jährte sich am 20. Mai 2020 zum sechzigsten Mal. Zu diesem Zeitpunkt steckte Deutschland aber schon mitten in der schwersten Krise seit dem zweiten Weltkrieg, der Corona-Pandemie.
Wir alle waren mit großen Erwartungen begeistert in unser Jubiläumsjahr gestartet. Geplant war zu unserem Geburtstag ein Festakt mit unserer Schirmherrin, der Bundesministerin der Verteidigung Frau Annegret Kramp-Karrenbauer und dann viele weitere, über das Jahr verteilte, Jubiläumsveranstaltungen bis hin zum Jubiläumskonzert Ende Oktober und dem Konzert „Swinging Christmas“ mit der Bigband der Bundeswehr im Dezember. Darüber hinaus inspirierte unser „Jubiläum“ viele kreative Köpfe in ganz Deutschland zu ungezählten kleinen und großen Spenden-Aktionen oder Initiativen zur Mitgliederwerbung. Doch bedauerlicherweise zwangen die notwendigen Schutzmaßnahmen uns und alle anderen Initiatoren und Veranstalter fast alle Aktionen nach und nach abzusagen.
Welche finanziellen Folgen hat die Pandemie für die Arbeit des BwSW?
Durch den Wegfall nahezu aller Veranstaltungen und der Schließung unserer eigenen Ferienanlagen im In- und Ausland und dem damit verbundenen Ausfall von Spenden- und Gästegeldern ist uns leider ein Verlust in Millionenhöhe entstanden. Wenngleich wir auch viel Unterstützung erfahren haben, sei es aus dem politischen Bereich, durch spontane Aktionen, aber auch durch Einzelmaßnahmen wie z.B. die Fertigung von Schutzmasken, den großzügigen Verzicht auf die Rückerstattung von Anzahlungen bei Stornierung des Urlaubs, so hat all´ dies doch leider nicht geholfen, den wirtschaftlichen Schaden auch nur annähernd auszugleichen. Diese Entwicklung ist insbesondere für unsere „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien“ und die „Stiftung Bundeswehr-Sozialwerk“ sehr schmerzhaft, sind diese doch ausschließlich auf Spenden angewiesen, um ihre wichtige soziale Aufgabe erfüllen zu können. Denn auch in Zeiten von Corona versuchen wir Hilfsbedürftigen aus unseren Streitkräften zur Seite zu stehen. Und das mit einem Hilfsvolumen von über € 500.000 pro Jahr.
Die Bundeswehr heute ist eine andere Bundeswehr, als im Jahre 1960, wo liegt heute der Schwerpunkt ihrer Arbeit?
So wie sich die Bundeswehr in den 65 Jahren ihres Bestehens immer wieder verändern musste und sich den neuen Gegebenheiten angepasst hat, so haben sich auch die Angebote und Hilfen des BwSW in den letzten Jahrzehnten entsprechend verändert und erweitert. Früher wie heute leisten wir umfassend und unbürokratisch Hilfen für Menschen, denen das Schicksal besonders schwere Hürden auferlegt hat. Das sind im Gegensatz zu den Gründungsjahren heute leider auch die Hinterbliebenen von Gefallenen oder die Kameradinnen und Kameraden, die traumatisiert oder versehrt aus dem Einsatz zurückkehren.
Unsere Freizeiten für Jugendliche und Kinder, besonders die für Menschen mit Beeinträchtigungen, erfreuen sich seit jeher großer Beliebtheit. Hier sind wir ständig bemüht, das Programm weiter auszubauen. Dazu suchen wir immer neue Menschen jeden Alters, die sich als Betreuerinnen oder Betreuer einbringen möchten. Bei Interesse darf man sich gerne bei uns melden.
Das Reiseangebot in unseren eigenen Ferienanlagen in den Niederlanden, Italien, Österreich oder Deutschland ist in der Vergangenheit ständig erweitert und dem neuen Zeitgeist angepasst worden. Das bedeutet, dass wir längst den uns lange nachgesagten „Charme der Jugendherbergen“ abgelegt haben und uns heute dem Vergleich zu exklusiven Hotels und Anlagen des freien Marktes mit bestem Gewissen stellen können. Nur, dass unsere Angebote für die Mitglieder ungleich preiswerter ausfallen.
Seit 2019 sind Sie Bundesvorsitzender, was wollen Sie in Ihrer Amtszeit positiv verändern?
Kurz gesagt: Mehr „aktive“ Mitglieder gewinnen!!! Mit Blick auf unsere Mitgliederstruktur stelle ich fest, dass wir im Verhältnis zum Umfang der Deutschen Streitkräfte einen für mich zu geringen Anteil an Bundeswehrangehörigen aus dem aktiven Dienst zu unseren Mitgliedern zählen können. Dieses Verhältnis würde ich gerne angleichen. In den letzten Jahren haben wir uns auch hier schon auf einen positiven Weg begeben, aber wie auch bei den Spenden hat uns die Pandemie hier weit zurück geworfen. Daher möchte ich auch an dieser Stelle werben – „Gerade wenn Sie aktiv im Dienst stehen: Werden sie Mitglied im Bundeswehr-Sozialwerk. Für nur 4,- € im Monat tun sie nicht nur Anderen viel Gutes, sie erschließen sich auch die abwechslungsreiche und exklusive Reisewelt des BwSW. Als Dankeschön für ihre Mitgliedschaft erhalten Sie außerdem einen Reisegutschein in Höhe von 48,- Euro!“
Symbolisch für die 60 Jahre pflanzen Sie 60 Bäume, wo und wofür stehen diese?
Die 60 Bäume stehen natürlich stellvertretend für jedes Jahr in dem das Bundeswehr-Sozialwerk seine wertvolle soziale Arbeit leisten konnte und durfte. Sie sollen in den nächsten Jahrzehnten ihres Wachsens an unsere Arbeit erinnern und die positiven Gedanken hinter der Idee Bundeswehr-Sozialwerk in die Zukunft tragen. Gepflanzt werden diese Bäume von mir zusammen mit führenden Köpfen der Bundeswehr, wie zum Beispiel Präsidentinnen bzw. Präsidenten von Bundesämtern, Inspekteuren und Befehlshabern und auch Kommandeuren und Kommandeurinnen quer durch die ganze Republik. Überall sollen die Bäume die Soldatinnen und Soldaten, sowie die zivilen Mitarbeitenden der Bundeswehr in den nächsten Jahrzehnten begleiten und an unsere gute Sache erinnern.
(Beitragsbild: Dormanns)