Ein Just In Time Lieferkonzept hätte katastrophale Auswirkungen gehabt

Die roda computer GmbH liefert seit 1987 gehärtete IT- und Stromversorgungs-Lösungen, wir sprachen mit Geschäftsführer Frank Scholz.

Sie liefern dieses und nächstes Jahr mobile Rechner und robuste Displays für VJTF, wie ist der bisherige Stand?

Scholz: roda hatte rechtzeitig vor dem Corona Lock Down sowohl die Produktions- und Assemblierungsressourcen als auch die Lagerbestände so gesteigert, um die vertraglichen Liefermengen sicher bearbeiten zu können. Es gibt zwar einige Verzögerungen in der Lieferkette, die insgesamt aber nicht den vollen Lieferumfang betroffen haben oder durch frühzeitige Beauftragungen rechtzeitig zugeliefert wurden. Ein Just In Time Lieferkonzept vergleichbar mit der Automobilbranche hätte katastrophale Auswirkungen gehabt, weil ohne die sicheren Lagerbestände der stramme Lieferplan nicht realisiert hätte werden können. Seit Juni dieses Jahres laufen somit die Hardware Lieferungen an die Bundeswehr in enger terminlicher Abstimmung mit den betreffenden Referaten des BAAINBw und des Zentrums für technische Qualitätssicherung. Diese Abläufe sind seit Jahren etabliert, das hilft natürlich unter diesen speziellen Rahmenbedingungen.

Was zeichnet Ihre robusten Geräte (Rechner, Displays, Stromversorgung), die für Streitkräfte hergestellt werden, besonders aus?

Scholz: Typischer Weise erfüllen die bekannten roda Produktgruppen wie das Rocky Notebook und das Panther Tablet die strengen Umwelt und EMV Eigenschaften, die für die kritischen Anwendung in der Bundeswehr unersetzlich sind. Dabei zeichnet sich roda besonders durch die Lieferung von ideal aufeinander abgestimmten IT- und Kommunikationsausstattungen für Missionsfahrzeugen aus.

Darüber hinaus ist ein garantierter und erweiterter Produktlebenszyklus von vier Jahren mit anschließender zusätzlichen vier Jahren Produktservice essentiell für die Integration in militärischen Landfahrzeugen. Vor Einstellung eines Produkts folgt in der nächsten Generation das Folgeprodukt nach dem Form Fit Function Prinzip, so dass Halterungen und elektrische Schnittstellen unverändert weiter genutzt werden können. Größere Brands können diese logistischen Konzepte wegen des hohen Innovationsdrucks aus anderen Industriebereichen nicht durchhalten. Das ist unsere Chance als David den verschieden Goliats im militärischen Umfeld selbstbewusst entgegenzutreten.

 

Wie sehen Sie die Entwicklung eines neuen internationalen Standards wie GVA/NGVA?

Scholz: Diese Standards waren dringend erforderlich, um die wachsende Vielfalt der Anzeigen, Rechner und unterschiedlichen Netzwerke auf ein erträgliches und sinnvolles Maß zu reduzieren. Im Gegensatz zum britischen GVA Standard gibt NGVA den Herstellern Raum für einen optimierten Aufbau der Daten- und Stromnetzwerke, sowie der Bedienterminals, die querschnittlich in unterschiedlichen Missionsfahrzeugen und für unterschiedliche Zwecke entwickelt werden. Kritisch dagegen sehe ich den Anspruch in der vollständigen Umsetzung aller Anforderungen dieser neuen Standards, kombiniert mit dem typischen nationalen Forderungskatalog. Diese Kombination birgt einigen Widerspruch und auch Kostentreiber in sich. Dazu kommt der Ehrgeiz alle Forderungen und die Anbindung der in die Jahre gekommenen Subsysteme komplett in einer ersten Entwicklungsstufe zu realisieren. Nur mit mutigen Abgrenzungsentscheidungen zur Beschleunigung der ersten Entwicklungsschritte als notwendige Basis für neue Erkenntnisse und Feststellung der wichtigsten Systemeigenschaften bringt den militärischen Nutzer iterativ näher an das angestrebte Ziel, die multiple Sensorik und Effektoren innerhalb eines Netzwerks über eine zentrale Bedieneinheit zu steuern. roda beschäftigt sich jetzt seit 8 Jahren mit diesem Thema und hat bereits erste Vorseriengeräte der sogenannten roda Common Crew Station kurz roCCS in unterschiedlichen Formaten und Leistungsklassen an verschiedene Unternehmen geliefert, damit diese Lösungen auf Einsatzfähigkeit geprüft werden.

Corona hat auch in der Bundeswehr großen Nachholbedarf im Bereich Digitalisierung gezeigt, wo sehen Sie Punkte, die als erstes angegangen werden müssen?

Scholz: Ich bin davon überzeugt, dass eine leistungsfähige, sichere und zuverlässige Netzarchitektur im Heimatbetrieb, aber insbesondere im Einsatz das Fundament der Digitalisierung der Bundeswehr sein wird. Nichts frustriert und hemmt mehr als fehlende Verbindung und Bandbreite, da unterscheidet sich die Industrie nicht von den Streitkräften. Ein deutlicher Unterschied liegt hier natürlich in den Konsequenzen, die im harten Einsatz Leben kosten kann.

Die weltweite Pandemie sorgt für weitere Destabilisierung der globalen Sicherheitslage, so dass keine Zeit mehr für politisches Taktieren ist, sondern die Beschaffung und der Aufbau dieser Netze vorangetrieben werden muss. Zu beachten ist aber die gesamte digitale Transformation der Bundeswehr, bei der die Führung sich den neuen Anforderungen an der Umsetzung der digitalen Strategie bewusst machen muss. Für viele Vorgesetzte bedeutet das ein Umparken im Kopf, weil diese Transformation den klassischen Befehls- und Gehorsam Prinzipien widerspricht und hier neue Führungsqualitäten benötigt werden. Ich bin überzeugt, dass durch viele bereits realisierte Maßnahmen und eingeführte Technologien sich die Bundeswehr auf einem guten Weg befindet. Die Schrittgeschwindigkeit wird sich aber deutlich erhöhen.

Einkauf findet auch in der NATO und EU immer noch auf Länderebene statt, wie sehen Sie die Zukunft der technischen Zusammenarbeit?

Scholz: Die technische Zusammenarbeit macht insbesondere an den Stellen Sinn, bei denen interoperable Anforderungen zwischen den Mitgliedsstaaten und den Stellen der NATO sowie der EU bestehen. Allerdings ist die Zeit das wesentliche Kriterium, um die digitale Rüstung bedarfsgerecht umzusetzen. Deswegen plädiere ich dafür, dass erfolgreiche und zugelassene nationale Lösungen einfacher im NATO und EU Umfeld eingesetzt würden. Als ein geeignetes Beispiel möchte ich die SINA Lösung der Fa. secunet für Sichere Inter-Netzwerk Architektur aufführen, die seit Jahren in enger Abstimmung mit dem BSI Produktlösungen hervorgebracht hat, welche auch hervorragend im internationalen Kontext Anwendung finden. Für die robuste Ausführung dieser Clients nutzt die secunet das leistungsfähige Lizard® Notebook der roda.

Sie präsentieren sich auf der RÜ.NET am 01. und 02. Dezember in

Vallendar- wie hoch sehen Sie die Chance, dass die Messe stattfinden kann?

Scholz: Ich bin sehr optimistisch, dass die RÜ.NET unter anderen Rahmenbedingungen dieses Jahr stattfinden wird. Wir sind im regelmäßigen Austausch mit dem Veranstalter, der an einem geeigneten Hygienekonzept arbeitet, um die Gesundheit der Besucher und Aussteller zu gewährleisten. Nach den letzten Monaten, die durch Videokonferenzen, Webinaren und virtuellen Ausstellungen geprägt waren, freut sich das roda Team auf angeregte Gespräche und Diskussionen.

Vielen Dank das Gespräch.

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